Mit einem extrem hohen Blutdruck von zeitweilig 280:180 mmHg hat´Karola Söfker keine guten Lebensperspektiven. Alle ihr verabreichten blutdrucksenkenden Mittel wirken nicht. Nach Hörsturz, Augeninfarkt und Schlaganfall wird ihr im HDZ NRW an der Schlagader ein Schrittmacher implantiert, der den Blutdruck reguliert. Seither liegen ihre Werte im Normbereich.

Das Schicksal meint es gut mit ihr. Privat wie beruflich. So gut, dass es ihr manchmal schon unheimlich vorkommt. „Mein Leben war unbeschwert und abwechslungsreich“, sagt Karola Söfker. Viele Freunde und Bekannte beneiden sie. Um ihre Erfolge, um ihre Ausstrahlung einer Rundum-Zufriedenheit. Die ehemalige Finanzbeamtin lebt über viele Jahre wie nach einem „Wünsch-dir-was“-Programm. Mit ihrer Ernennung zur Verwaltungsleiterin der  ´Steuerakademie in Bad Eilsen hat sie 1990 ihr Karriereziel erreicht. Auch daheim herrscht Wohlgefühl. Die Söfkers gelten als eine Familie Mustermann. Für Abwechslung im Alltag sorgen die gemeinsamen Ski- und Wanderurlaube in Österreich mit Ehemann und dem damals 16 Jahre alten Sohn Sebastian, heute Pilot bei der Lufthansa. Mehrfach in der Woche steht sie auf dem Tennisplatz, und die Wochenenden im Sommer nutzen sie und ihr Mann Heinz-Dieter zu Radtouren durchs Weserbergland.

Langsam, zunächst fast unbemerkt, bekommt die Befindlichkeitskurve der Karola Söfker einen Knick, fällt dann steil ab

Mitte der 1990er-Jahre stellen sich die ersten körperlichen Beschwerden ein. Es beginnt mit leichten Kopfschmerzen im Hinterkopf, die nach wenigen Minuten nachlassen. Bald befällt sie ein Schwindel. „Das ist ein Gefühl“, sagt die heute 63-jährige Frau, „als wären Nebelschwaden in den Kopf eingedrungen. Der gesamte Körper fühlt sich an wie Watte.“ Auch dieser Zustand dauert nur wenige Augenblicke, dann ist alles wie weggeblasen.´

Vier Wochen Eintönigkeit

Die Attacken häufen sich, werden heftiger. Plötzlich befällt sie
ein starkes Herzklopfen, es weitet sich zum Herzstolpern aus. Mitunter verspürt sie einen Druck in der Brust. Ihr Hausarzt Dr. Rüdiger Putzier im Nachbarort Obernkirchen kontrolliert in Langzeitmessungen ihren Blutdruck. Eine zusätzliche Untersuchung des Augenhintergrundes durch einen Augenarzt bringt eine weitere Abklärung. Karola Söfker leidet schon seit Jahren unbemerkt unter stark erhöhtem Blutdruck (Hypertonie).

Sie muss blutdrucksenkende Medikamente schlucken, doch sie wirken nicht. Neue Probleme treten auf. Die diversen Pillen entfalten ihre Nebenwirkungen, sie fühlt sich schlapp und ausgelaugt, kein Gedanke mehr an sportliche Aktivitäten. Das Tagespensum in Büro und Haushalt wird zur Tortur. Die Anfälle von Übelkeit häufen sich, werden heftiger. Im September 1995 bricht sie am Arbeitsplatz zusammen: Kreislaufkollaps. Als Notfall wird sie in ein Krankenhaus eingewiesen. Der Zusammenbruch, erfährt Karola Söfker von den Ärzten, sei die Folge einer Hypertonie- Krise, sie könne unbehandelt schlimmstenfalls zum Tode führen.

Für die agile Frau beginnt ein Drama, es krempelt ihr Leben völlig um. Vier Wochen wird sie stationär behandelt, eine Zeit absoluter Eintönigkeit. Für Karola Söfker ein Albtraum, die umtriebige Frau ist nun zur Bewegungslosigkeit verdonnert. „Den ganzen Tag im Bett liegen und Tabletten schlucken“, sagt sie, „das nervt.“ Ständig werden ihr neue Kombinationen an Wirkstoffen verabreicht, doch der Blutdruck verändert sich kaum. Am Ende ihrer Kliniktage wird sie mit einem nicht gerade ermutigenden Trost entlassen. Ein Arzt sagt ihr, die Palette der modernen Blutdrucksenker sei groß, auch für sie werde eine geeignete Kombination darunter sein.

Eine leichte Hoffnung

Ihr Mann, ein freischaffender Architekt, fährt sie in eine Reha- Klinik nach Bad Wiessee. Ohne ihn wäre vieles nicht möglich. Er nimmt ihr daheim Arbeiten ab, fährt sie zu Ärzten oder bringt sie in die Kliniken. In der Reha keimt eine leichte Hoffnung auf. Nach sechswöchiger Behandlung fühlt sie sich wohler. Bei ihrer Entlassung wird ein Blutdruck von 180:120 mmHg gemessen, immer noch viel zu hoch. Karola Söfker kehrt an ihren Arbeitsplatz zurück, ihr Schreibtisch steht nun im örtlichen Finanzamt. Ihrer gesundheitlichen Probleme wegen war ihr eine weniger belastende Aufgabe übertragen worden. Bald schon ein neues Problem: ein Hörsturz. Vier Wochen später dann, im Mai 1996, ein leichter Schlaganfall.

In diesen Tagen kommt Karola Söfker schon mal der Gedanke, das könnte nun die Strafe für die vielen guten Jahre sein. Mit vorübergehender Lähmung des linken Arms und leichten Sprachstörungen wird sie ins HDZ NRW eingewiesen. Die Kardiologen lassen nichts unversucht, die Ursache der Hypertonie zu finden. Ohne Erfolg. Sie überweisen Karola Söfker schließlich in die Uniklinik Münster. Ein Nephrologe soll feststellen, ob möglicherweise ein Nierenleiden die Ursache für ihre extreme Hypertonie ist. Aber auch dafür gibt es keinen Anhaltspunkt.

Eine Odyssee

Einige Monate später will ein Amtsarzt sie für dienstunfähig erklären, sie wehrt sich, hofft auf Besserung, will unbedingt ihren Arbeitsplatz behalten und erreicht, dass sie lediglich für zwei Jahre frühpensioniert wird. Karola Söfker ist mittlerweile so geschwächt, dass ihr die Arbeit im Haushalt zu schaffen macht. In den folgenden Jahren erlebt sie eine Odyssee durch diverse Kliniken. Dreimal liegt sie mit lebensgefährlichen Kreislaufproblemen auf einer Intensivstation. Als Ursache diagnostizieren die Ärzte eine bedrohliche Wechselwirkung der verschiedenen Wirkstoffe, sie tritt jeweils nach einer Umstellung der Medikation auf. Die Restwirkung der abgesetzten Arzneimittel erhöht die Nebenwirkungen der neuen. Der Hörsturz, der Schlaganfall, ein Augeninfarkt mit halbseitigem, irreparablem Gesichtsfeldausfall im rechten Auge und ein plötzlich auftretender Diabetes sind nach Ansicht der Ärzte die Folge dieser Wechselwirkungen. Während dieser Phasen steigt ihr Blutdruck auf einen Wert von 280:180 mmHg.

Die Ratlosigkeit der Ärzte kommt in jedem Klinikbericht zum Ausdruck. Dort liest die Patientin nun regelmäßig den Begriff „maligne“ (bösartige) Hypertonie. Das klingt für sie nach medizinischer Kapitulation. Im Kampf gegen die tückische Krankheit schwindet ihr immer mehr die Hoffnung auf Heilung. An ihre Stelle treten verstärkt Gefühle von Resignation. In dieser Stimmungslage erfährt sie einen neuen Tiefschlag. Sie wird 2002 endgültig in den Ruhestand geschickt. Den Beruf hatte sie als wichtigen Bestandteil ihrer Selbstverwirklichung gesehen. Bis zuletzt hatte Karola Söfker gehofft, eines Tages noch an den Schreibtisch zurückkehren zu können.

Bei der von dem Oberarzt bevorzugten Methode wird unter Vollnarkose einer kleiner Schrittmacher unter die Haut implantiert.

Ein letzter Versuch

Es folgen Jahre, in denen die Perspektivlosigkeit ihre Gefühlslage dominiert. Den Beruf verloren und keine Therapie in Sicht, das verdunkelt ihre Tage. Ihr Hausarzt Dr. Rüdiger Putzier gibt nicht auf, er bemüht sich unablässig, für seine Patientin noch eine geeignete Therapievariante zu finden. Im November 2005 überrascht er Karola Söfker mit einem hoffnungsvollen Vorschlag. Er habe von einer Methode erfahren, mit der ohne Medikamente der Blutdruck reguliert werden könne. Diese Methode würde im HDZ NRW eingesetzt.

„Endlich wieder ein Lichtblick“, sagt die Patientin. Die neue Hoffnung begegnet ihr in Gestalt von Dr. Siegfried Eckert, Oberarzt in der von Direktor Prof. Dr. Dieter Horstkotte geleiteten HDZ-Klinik für Kardiologe. Eckert ist ein anerkannter Hypertoniespezialist und Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga. Er empfiehlt ihr die Baroreflexstimulation, die wie ein Schrittmacher den Blutdruck regulieren soll. Die Messfühler für den Blutdruck (Barorezeptoren) befinden sich in den Hauptschlagadern und in den Nierengefäßen. Bei der von dem Oberarzt
bevorzugten Methode wird unter Vollnarkose einer kleiner Schrittmacher unter die Haut implantiert.

Mit dem Gerät verbunden sind feinste Stimulationselektroden, die auf die Schlagader aufgenäht werden und mit Stromimpulsen Reflexe auslösen. Den blutdruckregulierenden Zentren im Gehirn werden durch diese Impulse höhere Werte vorgetäuscht, das Gehirn senkt daraufhin die Blutdruckwerte ab. Karola Söfker ist eine von drei HDZ-Patienten, denen im Rahmen einer Studie, an der vier deutsche Herzzentren beteiligt sind, ein Baroreflex- Schrittmacher eingesetzt wird. Seither sind mehrere Patienten mit diesem Verfahren behandelt worden. Alle seien von ihren extremen Hochdruckwerten befreit worden, sagt Dr. Eckert. Wie Karola Söfker. Ihr Blutdruck erreicht nunmehr Werte von 120:80 mmHg. Die langjährige Hypertonie blieb jedoch nicht ohne Folgen. Die Funktion ihrer Nieren ist eingeschränkt, sie muss daher ein Medikament (Diuretikum) zur Entwässerung des Körpers nehmen. Ein vergleichsweise leichtes Handicap. Karola Söfker ist sich sicher: „Ohne den Eingriff hätte ich nicht mehr viele Jahre gehabt.“ 

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