Bad Oeynhausen,
80 Operationen und ein Notfall in Paraguay – in seinem Urlaub ist Helmut Warkentin ehrenamtlicher Entwicklungshelfer, zu Hause arbeitet er als Anästhesist im HDZ NRW
Der gerade zehn Monate alte Säugling, ein kleines Mädchen, landete als Notfall in den Armen von Helmut Warkentin. Der 41-jährige Anästhesist war bereits zum zweiten Mal gemeinsam mit einem zehnköpfigen medizinischen Team aus Deutschland in den Südosten von Paraguay gereist, um in der mit mehr als 300.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes, Ciudad del Este, während seines Urlaubs Entwicklungshilfe zu leisten.
Organisiert über den gemeinnützigen Verein Interplast-Germany führen Pflegekräfte und Mediziner wie Warkentin ehrenamtlich und kostenlos plastische Operationen durch und geben ihr Wissen an das örtliche Personal weiter. Die Not der Betroffenen in dem südamerikanischen Binnenstaat Paraguay ist groß: Die allermeisten Menschen mit Gesichtsfehlbildungen wie Kiefer-, Lippen- und Gaumenspalten, schweren Verbrennungen oder Narben und Unfalldefekten können sich hier keine angemessene medizinische Versorgung leisten, die in Europa selbstverständlich wäre. „Dabei kann die rekonstruktive Chirurgie mit ambulanten Operationen enorm dazu beitragen, Funktionalität wiederherzustellen, Lebensqualität zurückzugewinnen und die Betroffenen vor Stigmatisierung zu bewahren“, erläutert Helmut Warkentin. Der Intensiv-, Notfall- und Palliativmediziner ist in Rahden geboren und hat seine klinische und fachärztliche Ausbildung als Anästhesist in Minden absolviert. Seit drei Jahren arbeitet Warkentin im Uni-Institut für Anästhesiologie und Schmerztherapie unter der Leitung von Prof. Dr. Vera von Dossow am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen.
Seine Erfahrungen in der Kinderanästhesie kamen Helmut Warkentin in Paraguay zugute. Für den 14-tägigen Aufenthalt der Deutschen hatten die einheimischen Ärzte insgesamt 80 Operationen eingeplant. Die Warteliste ist lang, die medizinische Ausstattung schlicht und 2 gerade ausreichend. „Wir bringen das alles aus Deutschland mit“, sagt Warkentin. „Das erfordert gute Vorbereitung und Nerven bei nicht gerade einfachen Einfuhr- und Zollbestimmungen.“ Endlich vor Ort, unterbrach das kleine Mädchen mit einer schweren Blutvergiftung (Sepsis) das vorgesehene Operationsprogramm. Es drohte zu sterben aufgrund dieser gefürchteten Komplikation nach einer Infektionskrankheit.
„Solche Fälle gehen einem schon sehr nahe“, sagt Helmut Warkentin. „Eigentlich ein Zufall, dass wir gerade vor Ort waren, die Notfallversorgung sicherstellen, Herz und Kreislauf stabilisieren und für eine Antibiotika-Therapie sorgen konnten. Das hat unserer kleinen Patientin das Leben gerettet.“
Im Anschluss an seinen zweiwöchigen Einsatz in Paraguay ist Helmut Warkentin nach Brasilien geflogen und durfte dort als Hospitant im Rahmen eines am HDZ NRW etablierten internationalen Fellowship-Programms (EACTA) die Kardioanästhesie am Herzzentrum São Paulo kennenlernen. „Ich bin dankbar, so viele wertvolle Erfahrungen aus Südamerika mitgenommen zu haben“, sagt er. Für das kommende Jahr plant Warkentin bereits eine dritte Reise nach Paraguay. „Es ist einfach wichtig, den Menschen dort die notwendigen Hilfen zukommen zu lassen. Schließlich ist es nicht unser Verdienst, in Deutschland geboren zu sein, wo die medizinische Versorgung selbstverständlich ist. Davon können die Menschen in Paraguay nur träumen.“
Hintergrundinformation:
INTERPLAST-Germany e.V. mit Sitz in Roxheim hilft Patienten mit angeborenen und erworbenen Defekten durch plastisch-chirurgische Operationen in Paraguay, Bolivien, Tansania, Gambia, Südmalawi, Burkina Faso und weiteren Entwicklungsländern in der ganzen Welt. Die humanitären Einsätze werden ein Jahr im voraus geplant. www.interplast-germany.de
Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
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