Bei den Fettstoffwechselstörungen wird zwischen primären (angeborenen) und sekundären Formen unterschieden. Zu den häufigsten primären Fettstoffwechselstörungen gehören die familiäre Hypercholesterinämie und die familiäre Hypertriglyceridämie.
Familiäre Hypercholesterinämie | Hintergrund
Die familiäre Hypercholesterinämie ist eine erblich bedingte Störung des Lipidmetabolismus (autosomal-dominanter Erbgang), die durch die vermehrte Anwesenheit von v.a. LDL-Cholesterin (low density lipoprotein) im Serum der Betroffenen charakterisiert ist. Die Hypercholesterinämie ist ein wesentlicher Risikofaktor insbesondere für arteriosklerotische Erkrankungen wie die koronare Herzkrankheit. Auf molekularer Ebene wird diese Stoffwechselstörung durch verschiedenste Mutationen im LDL-Rezeptorgen hervorgerufen. Auch Mutationen in den Genen für die Proteine ApoB-100 (Apolipoprotein B 100) und LDLRAP1 (LDL-Rezeptor Adaptor Protein, autosomal-rezessive Hypercholesterinämie) werden bereits seit längerem in direkten Zusammenhang mit der gestörten Clearance von LDL-Cholesterin gebracht.
Wird eine solche Genveränderung nur von einem Elternteil vererbt, entsteht die relativ häufig auftretende heterozygote Form der Hypercholesterinämie mit einer Prävalenz von 1:500. Werden Mutationen von beiden Elternteilen vererbt, führt dies zu der seltenen homozygoten (oder compound heterozygoten) Form mit einer Prävalenz von 1:1 Mio. und ausgeprägter klinischer Symptomatik wie z. B. bereits in frühem Kindesalter auftretender subkutaner und/oder tendinöser Xanthome, Xanthelasmen, Arcus lipoides corneae und Arteriosklerose. Bei heterozygot betroffenen Personen kommt es nur zum Teil und oftmals erst ab dem 50. Lebensjahr zu einer klinisch relevanten Symptomatik.
Untersuchungsauftrag
Eine diagnostische genetische Untersuchung kann von jedem behandelnden Arzt beauftragt werden. Sie belastet das Praxisbudget nicht und benötigt etwa 6-8 Wochen.
Erforderlich für die Beauftragung sind die Einwilligungserklärung, ein beschriftetes EDTA-Blutröhrchen und bei gesetzlich Versicherten der Überweisungsschein Nr. 10. Für privat versicherte Patienten wird vorab ein Kostenplan zur Genehmigung durch die private Krankenversicherung erstellt.
Untersuchungsumfang
- Genpaneluntersuchung (NGS) der Gene APOB, LDLR, LPL, PCSK9, sowie der seltener betroffenen Gene ABCA1, ABCG5, ABCG8, APOA1, APOA2, APOA5, APOC2, APOC3, APOE, CETP, CYP27A1, EPHX2, GCKR, GHR, GPD1, GPIHBP1, GSBS, LCAT, LDLRAP1, LIPA, LIPC, LMF1, MTTP, SAR1B, SCARB1 und STAP1
- Gegebenenfalls Kopienzahlbestimmung und Einzelgen-Sequenzierung
Zusatzinformationen
Kontakt
Dr. rer. nat. Martin Farr
Medizinisches Versorgungszentrum HDZ NRW
Georgstr. 11, D-32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731 97-1391, kardiogenetik@hdz-nrw.de
Familiäre Hypertriglyceridämie | Hintergrund
Die Hypertriglyceridämie ist eine Erkrankung des Lipidstoffwechsels, bei der es zur pathologischen Anreicherung bzw. gestörten Clearance von Trigylceriden im Blut kommt. Die Erkrankung kann klinisch unauffällig verlaufen, unbehandelt aber auch mit schwerwiegenden kardiovaskulären Folgeerkrankungen assoziiert sein.
Bei der familiären Form der Hypertriglyceridämie handelt es sich um eine autosomal-dominante Erbkrankheit mit einer Prävalenz von ca. 1:500. Mit einer klinischen Erstmanifestation ist im dritten Lebensjahrzehnt zu rechnen. Ursächlich hierfür können ein genetisch bedingter Mangel des Enzyms Lipoproteinlipase, des Apolipoproteins C2 oder des LDL- (low density lipoprotein-) Rezeptors sein.
Eine diagnostische genetische Untersuchung kann von jedem behandelnden Arzt beauftragt werden. Sie belastet das Praxisbudget nicht und benötigt etwa 6-8 Wochen.
Erforderlich für die Beauftragung sind die Einwilligungserklärung, ein beschriftetes EDTA-Blutröhrchen und bei gesetzlich Versicherten der Überweisungsschein Nr. 10. Für privat versicherte Patienten wird vorab ein Kostenplan zur Genehmigung durch die private Krankenversicherung erstellt.
Untersuchungsumfang
- Genpaneluntersuchung (NGS) der Gene APOA5, APOB, APOC2, APOE, GCKR, GPD1, GPIHBP1, LPL, LMF1
- Gegebenenfalls Kopienzahlbestimmung und Einzelgen-Sequenzierung
Zusatzinformationen
- Klose G. et al., Familiäre Hypercholesterinämie: Entwicklungen in Diagnostik und Behandlung, Dtsch Arztebl Int 2014; 111: 523-9.
- Parhofer, K. et al., Diagnose und Therapie der Hypertriglyceridämie, Dtsch Arztebl Int 2019; 116.
- HDZ NRW Spezialambulanz für Fettstoffwechselstörungen
- Genetik-Datenbank OMIM: „Familial Hypercholesteremia“, „Familial Hyperlipidemia“
- Datenbank des Berufsverbands deutscher Humangenetiker e.V, HGQN
Kontakt
Dr. rer. nat. Martin Farr
Medizinisches Versorgungszentrum HDZ NRW
Georgstr. 11, D-32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731-97 1391, kardiogenetik@hdz-nrw.de