Bei einer Operation spielt auch das Blut eine wichtige Rolle. Das betrifft sowohl das Blutgerinnungssystem, das Blutungen nach Verletzungen stoppt, als auch die Versorgung mit passenden Blutprodukten, wie Blutkonserven (rote Blutkörperchen) und Blutplättchenkonzentraten (für die Blutgerinnung). Entscheidend ist hier zum einen, die schnelle Verfügbarkeit von speziellen Labortests, um Störungen zu erkennen. Aber auch die schnelle ausreichende Bereitstellung von passenden Blutprodukten, um Störungen zu beheben und Blutbestandteile passend zu ersetzen. Beides ist im HDZ NRW durch unsere eigene Blutbank und unseren Experten von der Gerinnungsambulanz zeitnah rund um die Uhr verfügbar.
Blutgerinnung
Bei einer Operation können Blutgerinnungsstörungen auftreten und Blutgerinnung kann spontan bei Verletzungen zu Blutungen führen. Aber es kann auch notwendig sein, das System (sowohl Blutgerinnungsfaktoren, als auch Blutplättchen) zu hemmen, um Thrombosen oder einem Herzinfarkt vorzubeugen.
Selten kommen Patienten zu uns, die eine bereits erkannte angeborene Blutgerinnungsstörung, also Blutungsneigung, haben. Diese Patienten werden von Spezialisten (Hämostaseologen) der "Gerinnungsambulanz" unseres Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin intensiv betreut.
Viele Patienten nehmen "blutverdünnende Medikamente" (Hemmung der Blutgerinnung) vor der Operation, einige haben eine erworbene oder angeborene Störung des Blutgerinnungssystems, die noch nicht erkannt worden ist. Hierfür haben wir im HDZ NRW einen speziellen Fragebogen (Gerinnungsfragebogen) weiterentwickelt, um derartige Störungen ggf. rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu behandeln.
HDZ-Fragebogen: Blutgerinnung
Bei Patienten die "neuere" blutverdünnende Medikamente wie z.B. Apixaban (Eliquis®), Dabigatran (Pradaxa®), Edoxaban (Lixiana®) und Rivaroxaban (Xarelto®) einnehmen und diese vor der Operation absetzen müssen, wird routinemäßig der Medikamentenspiegel untersucht. Es wird erst operiert wenn sichergestellt ist, dass die Wirkung der Medikamente hinreichend abgeklungen ist. Im HDZ sind diese sehr speziellen Tests rund um die Uhr schnell verfügbar.
Während der Operation wird die "Blutgerinnung" aufgehoben, um mit der Herzlungenmaschine arbeiten zu können bzw. Thrombosen zu vermeiden. Nach dem Eingriff muss sie wieder hergestellt werden, um Blutungskomplikationen zu verhindern.
Bei komplexen Operationen führen wir in unserem Labor standardmäßig eine sogenannte Thromboelstometrie durch, die ein "Bild" der Gerinnung bzw. Gerinnungsstörung liefert. Der Test wird sofort mit höchster Priorität im Zentrallabor durchgeführt. Das Ergebnis ist im OP auf dem Computerbildschirm zu sehen, so dass sofort zielgerichtet auf das Ergebnis reagiert werden kann. Wir haben Spezialisten im Team, die sich langjährig mit diesen Problemen beschäftigen, international anerkannt sind und somit den aktuellsten Stand der Wissenschaft in die klinische Routine einfließen lassen.
Transfusion
Im Rahmen einer großen Operation, vor allem wenn diese mit der Herzlungenmaschine erfolgt, kann es zu der Notwendigkeit kommen Blutkonserven, ggf. auch in größerem Umfang, zu transfundieren. Bei allen größeren Operationen setzen wir sogenannte "Cell-Saver" ein, um Blut aus dem Operationsgebiet zu sammeln, zu waschen und ggf. zurückzugeben. Wenn das nicht ausreicht müssen verloren gegangene Blutkomponenten durch passende Blutprodukte von "Blutspendern" ersetzt werden.
In unserem Haus ist eine der größten überregionalen Blutbanken, so dass die schnelle Versorgung mit genügend Blutkonserven und Blutplättchen Konzentraten auch sehr seltener Blutgruppen sichergestellt ist. Bei den sehr seltenen Fällen, bei denen "Antikörper" die Bereitstellung von genügend passenden Blutprodukten erschweren, sind rund um die Uhr die Spezialisten des Instituts für Laboratoriums- und Transfusionsmedizin verfügbar, um entsprechende Spezialuntersuchungen vorzunehmen und die Versorgung mit passenden Blutbestandteilen zeitnah, ggf. in Kooperation mit Kollegen anderer Blutbanken, sicherzustellen.
Spezielles Verfahren: Thrombozyten Impedanz Aggregometrie
Nicht alle Medikamente, die zur Hemmung der Blutplättchen gegeben werden um Gefäßverschlüssen oder Thrombosen vorzubeugen, entfalten ihre Wirkung wie geplant. Das Multiplate ist ein schnelles und einfaches Labor-Verfahren um dieses zu überprüfen. Damit gibt es nicht nur Aufschluss darüber, ob die Blutplättchen effektiv gehemmt sind, sondern ggf. auch darüber, ob Blutplättchen Konzentrate transfundiert werden müssen, um Blutungskomplikationen zu vermeiden.
Im Vollblut aktivierte Blutplättchen lagern sich an Elektroden an (Aggregation) und verändern ihre Leitfähigkeit (Impedanz). Damit kann überprüft werden, ob bestimmte spezielle "Aktivatoren" Blutplättchen zur "Aggregation" stimulieren oder ob diese gehemmt sind. Somit ist nachprüfbar, ob bestimmte Hemmer der Blutplättchen, wie z.B. Asprin oder Clopidrogel etc. bei Patienten eine Wirkung entfalten oder nicht.
Das Multiplate® ist ein System zur Messung der Thrombozytenaggregation mittels Impedanz Aggregometrie. Unter Verwendung des ADP bzw. ASPI Test kann geprüft werden, ob Thrombozytenaggregationshemmer wie Aspirin oder ADP P2Y12 Hemmer wie Clopidrogel etc. eine Wirkung entfalten oder nicht. Außerdem kann eine Kollagen und TRAP (Thrombin ähnliches Peptid) aktivierte Aggregation gemessen werden. Im Rahmen der präoperativen Gerinnungsanamnese wird geprüft, ob Patienten unter einer aktuellen Therapie mit Thromozytenaggregationshemmern stehen. Sofern dieses der Fall ist, wird geprüft, ob der Patient ein "Responder" auf die spezifische Substanz ist bzw. wie stark die Thrombozytenfunktion gestört ist. mehr
Spezielles Verfahren: Thrombelastometrie
Das Rotem® System ist ein Vollbluttest Test zur Untersuchung des Blut-Gerinnungssystems. Das Verfahren untersucht die initiale Bildung eines Fibringerinnsels, dessen Festigkeit und die Auflösung. Das Verfahren wird als "viskoelastischer" Test bezeichnet und ähnelt der klassischen Thromboelastographie.
Ein Stift der mit einem Bewegungssensor verbunden ist, wird in ein sich um 180° rotierendes Gefäß mit Blut getaucht. Mit Bildung eines Blutgerinnsels wird die Auslenkung auf den Stift übertragen und graphisch dargestellt. Das entstehende Bild charakterisiert die "Gerinnsel-Bildung", -Festigkeit, und -Löslichkeit (Lyse). Das Testergebnis gibt Aufschluss über die Gerinnungsfaktoren, die Blutplättchen und das "Lyse" System
Unter Verwendung verschiedener Aktivatoren gibt es Hinweise auf Störungen der plasmatischen Gerinnung, des Fibrinogenspiegels, der Thrombozytenzahl/Funktion, des Effektes von Heparin und der Fibrinolyse. mehr