Eine zunehmende Schwäche schränkt das Leben des 74-jährigen Gerhard Daake ein. Bald klagt er auch über Atemnot. Die Diagnose: eine hochgradige Verkalkung der Aortenklappe. Im Juli 2013 erhält er nach einer modernen OP-Methode, dem schonenden TAVI-Verfahren, eine neue Herzklappe. Mittlerweile fühlt er sich fit und kann auch wieder zur Jagd gehen.

Gerhard Daake, Enkel Ben: Beobachtend und lauschend auf dem Hochsitz

Gerhard Daake liegt matt in den Kissen, eine bleierne Schwere lastet ihm auf Körper und Gemüt. Seit einigen Tagen wartet er im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW) in Bad Oeynhausen auf eine neue Aortenklappe. Seine ist extrem verkalkt und in ihrer Funktion stark eingeschränkt. Das Warten macht ihn ungeduldig. Zweimal schon musste sein OP-Termin verschoben werden. Eine Folge der heißen Tage im Juli 2013, in denen sich die Fälle von schweren Herzattacken häufen. Mindestens einmal am Tag hört der 74-Jährige das Geräusch eines landenden Hubschraubers. Daake kennt das, es wird wieder ein Notfall eingeliefert.

Wie jeden Tag hat er Besuch von seiner Frau Maria oder, wie an diesem Tag, von seiner Tochter Andrea und ihren beiden Kindern. Die Sorge treibt sie häufig an sein Krankenbett. Seit seiner Einlieferung ins HDZ NRW wurde die Familie von einer Unruhe erfasst, die sich auch auf die Enkel, den achtjährigen Ben und die sechsjährige Ronja, übertragen hat. „Die Kinder haben gesehen“, sagt Andrea, „dass ihr Opa immer kraftloser wurde. Das bedrückt sie. Sie hängen sehr an ihm.“ Daake rührt das Essen kaum noch an. Ihm fehlt der Appetit, nach ein paar Bissen ist er satt. Während seines Aufenthalts in Klinik und Reha nimmt er fast zehn Kilo ab.


Klappentausch per TAVI

Als an diesem Tag Prof. Stephan Ensminger, Oberarzt der Herzchirurgie, seinem Patienten Daake die Einzelheiten des morgigen Eingriffs erläutern will, tritt Ben auf ihn zu. „Bist du Arzt?“, fragt er. – „Ja, ich bin Arzt.“ – Ben: „Dann musst du mir versprechen, dass du gut auf meinen Opa aufpasst.“ Der Chirurg ergreift Bens rechte Hand, streicht ihm über den Kopf und lacht: „Das verspreche ich dir, darauf kannst du dich verlassen.“

Am folgenden Morgen wird der Patient aus Rheda-Wiedenbrück in den Hybrid-OP geschoben, einem größeren Operationssaal mit einer Herzkatheter-Anlage. Prof. Ensminger und sein Team ersetzen in einem minimalinvasiven Eingriff die defekte eigene durch eine biologische Herzklappe. Eine schonende OP. Bei der sogenannten Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) muss der Brustkorb nicht geöffnet werden. Es kann somit auf den belastenden Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden.

Mit dieser Entscheidung folgen die Ärzte den Erkenntnissen, die sie aus den Unterlagen und Protokollen von Daakes erster OP im HDZ NRW im Jahr 2009 gewonnen haben. Symptome von Atemnot und einer zunehmenden Schwäche hatten damals zur Einweisung ins Herz- und Diabeteszentrum geführt. Die Diagnose: eine hochgradige Verengung von Herzkranzgefäßen und eine unzureichende Durchblutung des Herzmuskels als Folge von Kalkablagerungen. Daake wurden in einem für den Patienten besonders schonenden, dem so genannten Off-Pump-Verfahren, zwei Bypässe eingesetzt. Verwendet wurden dafür eine Beinvene und die linke Brustwandarterie. Die Off-Pump-Methode ist ein Eingriff am schlagenden Herzen ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine.

Bei den Voruntersuchungen zu seiner Herzklappen-OP zeigt sich jetzt, dass sich die Bypässe in einem tadellosen Zustand befinden. Somit kann auf eine große Operation mit Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden. Denn dafür müssten alle Vernarbungen der vorigen Operation gelöst und die Bypässe freigelegt werden mit der Gefahr, diese zu verletzen. Die Ärzte entscheiden sich daher für das TAVI-Verfahren mit dem geringeren Operationsrisiko.

Bei der für Daake gewählten transapikalen OP-Methode wird die neue Herzklappe auf einen Ballonkatheter montiert, der nach einem kleinen Schnitt zwischen den Rippen durch die Herzspitze bis zur verbrauchten Aortenklappe vordringt, wo ein Miniballon aufgeblasen wird, der die verbrauchte Klappe beiseite drückt. Per Katheter wird dort dann die neue Klappe entfaltet und verankert. Ihr korrekter Sitz und ihre Dichtigkeit entscheiden über den Erfolg des Eingriffs. Der exakte Sitz wird während der OP ständig per Röntgen kontrolliert. Eine nicht genaue Positionierung der biologischen Klappe kann zu Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße führen. Es besteht zudem die Gefahr einer anhaltenden Undichtigkeit, eine zunehmende Herzschwäche ist häufig die Folge. Bei Daake verläuft der Eingriff ohne Probleme.

Als der Patient nach der OP auf die Intensivstation geschoben wird, wundert er sich. „Ich hatte keine Schmerzen und war wieder gut drauf, besser als ich erwartet hatte.“ Abends folgt er bereits konzentriert den Ausführungen von Prof. Ensminger, der ihm von dem Verlauf der OP berichtet. Er stellt Fragen, will Details wissen. Tags darauf wird er zunächst auf die Normalstation
Normalstation und dann für vier Tage in die Diabetesklinik des HDZ NRW verlegt. Dort wird sein Blutzucker kontrolliert und eingestellt. Daake ist Diabetiker. Häufig ist diese Stoffwechselstörung eine Ursache für Herz- und Kreislauf-Erkrankungen.

Zunächst war seiner Ehefrau Maria aufgefallen, dass sich ihr Mann langsamer bewegte.

Kontinuierliche Verschlechterung

Die defekte Aortenklappe machte sich bemerkbar durch einen sich kontinuierlich verschlechternden Gesundheitszustand. Zunächst war seiner Ehefrau Maria aufgefallen, dass sich ihr Mann langsamer bewegte. Gerhard Daake, ein leidenschaftlicher Jäger, hatte es sich dennoch nicht nehmen lassen, weiterhin auf die Pirsch zu gehen. Als Rentner verfügte der ehemalige Getränkefahrer, der hauptsächlich Gaststätten und Restaurants belieferte, über ausreichend Zeit dafür.

Bei seinen Streifzügen durch Felder und Wälder hatte er oft den kleinen Ben mitgenommen und ihm die verschiedenen Arten von Pflanzen und Vögeln gezeigt und das Verhalten von Rehen und Füchsen erklärt. Mitunter saßen beide auf dem Hochsitz, beobachtend und lauschend. Die Ausflüge wurden ständig kürzer, schließlich musste er sie ganz einstellen. Ben vermisste das sehr. Gerhard Daake hatte dafür keine Kraft mehr. Er war extrem kurzatmig geworden. Beim Treppensteigen musste er häufig eine Pause einlegen.

Wenig später, am 8. Juli 2013, ging nichts mehr. Mühsam schleppte er sich morgens an den Frühstückstisch. Ihm war elend, Schweißperlen traten ihm auf die Stirn. Seine Frau brachte ihn zum Hausarzt. Seine Tochter wartete derweil mit ihren Kindern im Auto, sie wollte den Befund wissen. Der Arzt veranlasste seine sofortige Einlieferung in ein nahes Krankenhaus und bestellte einen Notarztwagen. Als die Tochter davon hörte, brach sie sofort ihren Besuch ab. Die Kinder sollten nicht miterleben, wie ihr Opa in einem Krankenwagen mit Blaulicht und Martinshorn abtransportiert wurde.

Dank der schonenden und erfolgreich verlaufenen transapikalen Operation ist Daake wieder gut bei Kräften.

Ein intensives Kümmern

Im Krankenhaus wurde eine Aortenklappen-Stenose diagnostiziert, Daake musste dringend operiert werden. Er wollte dafür unbedingt ins HDZ NRW gebracht werden. Die Tochter telefonierte mit den Ärzten des Herz- und Diabeteszentrums in Bad Oeynhausen, die sich bei den Kollegen in Daakes Krankenhaus über dessen Zustand informierten. Nach seiner Einlieferung in die Herzchirurgische Klinik des HDZ NRW wurde er einer gründlichen Diagnose unterzogen. Die interdisziplinäre TAVI-Konferenz, in der Herzchirurgen und Kardiologen gemeinsam jeden Fall begutachten, entschied sich für den transapikalen Eingriff. Das alternative transfemorale Verfahren war für Daake ungeeignet. Hierbei wird der Katheter über die Hauptschlagader vorgeschoben. Doch die Gefäße des Patienten waren zu eng für diese Art des Eingriffs.

Dank der schonenden und erfolgreich verlaufenen transapikalen Operation ist Daake wieder gut bei Kräften. Bei der Rückkehr in ein normales Leben mit alten Gewohnheiten war ihm das intensive Kümmern seiner Familie eine große Hilfe. Unmittelbar nach der OP fiel ihm noch das Treppensteigen schwer. Mittlerweile aber ist er wieder fit für Streifzüge durch die Jagd. Bald will er auch wieder auf den Hochsitz klettern. Mit großer Begeisterung hatte er jahrelang das Tontaubenschießen betrieben und es hier bis zur Kreismeisterschaft gebracht. Dieses Hobby will er nun aufgeben. Das werde ihm alles zu viel, sagt Daake.

Kurz vor Weihnachten 2013 erhielt Prof. Ensminger überraschend Post von Ben. Der Brief hat ihn sehr gefreut, er bewahrt ihn immer noch auf. „Vielen Dank“, schrieb Daakes Enkel, „dass Sie meinen Opa wieder gesund gemacht haben. Jetzt kann ich wieder mit ihm in den Wald gehen und Tiere beobachten.“

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