Der Lungenkreislauf, oft auch „kleiner Kreislauf“ genannt, beschreibt den Weg des Blutstroms von der rechten Herzkammer über die Lungengefäße bis in den linken Vorhof des Herzens. Auf dieser Strecke wird durch die Lunge sauerstoffarmes Blut aus dem Körperkreislauf wieder mit Sauerstoff angereichert und dem Körperkreislauf erneut zur Verfügung gestellt. Bei Gesunden ist – im Gegensatz zum Körperkreislauf - der Druck im Lungenkreislauf niedrig, und steigt auch bei körperlicher Belastung nicht wesentlich an.
Kommt es zu Schädigungen der Lungengefäße, steigt als Konsequenz der Blutdruck im Lungenkreislauf pathologisch an. Wenn der mittlere Blutdruck im Lungenkreislauf einen Wert von 25 mmHg erreicht oder überschreitet, wird dies als Lungenhochdruck („pulmonale Hypertonie“) bezeichnet. Es gibt verschiedene Ursachen, die zum Lungenhochdruck führen können. Es handelt sich um eine seltene Erkrankung, die von den aktuellen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in 5 Gruppen unterteilt wird:
Ursächlich für die pulmonale Hypertonie können krankhafte Umbauprozesse der Lungenarterien sein, also der Blutgefäße, die von der rechten Herzkammer in die Lunge führen (Gruppe 1, Pulmonal arterielle Hypertonie).
Ein Lungenhochdruck kann jedoch auch als Folge einer Erkrankung der linken Seite des Herzens (Gruppe 2, pulmonale Hypertonie bei chronischen Linksherzerkrankungen) oder des Lungengewebes (Gruppe 3, pulmonale Hypertonie bei chronischen Lungenerkrankungen) auftreten und durch einen chronischen Rückstau des Blutes einen Druckanstieg im Lungenkreislauf bewirken. Diese beiden Gruppen sind auch die häufigsten Formen des Lungenhochdrucks in der klinischen Praxis.
Auch chronische Blutgerinnsel können die Lungenarterien ganz oder teilweise verschließen (Gruppe 4, chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie), und führen zu einem ähnlichen Krankheitsmuster wie die pulmonal arterielle Hypertonie.
Multifaktorielle Formen, sowie Formen des Lungenhochdrucks unklarer Ursache werden in Gruppe 5 zusammengefasst.
Therapie & Diagnose
Die Therapie des Lungenhochdrucks hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielen können, so dass wir heute über eine Vielzahl an therapeutischen Optionen verfügen. Die Therapiestrategien der einzelnen Unterformen des Lungenhochdrucks unterscheiden sich jedoch grundlegend voneinander, so dass eine korrekte Erkennung der Ursache eines Lungenhochdrucks die Basis für einen erfolgreichen individuellen Therapieansatz bildet.
Die Symptome der Erkrankung sind unspezifisch. Zumeist entwickelt sich eine allmählich fortschreitende Luftnot bei körperlicher Belastung oder auch in Ruhe.
Es kann
- zu einer chronischen Leistungsminderung beim Sport,
- einer dauerhaften körperlichen Abgeschlagenheit,
- einer sichtbaren Wassereinlagerung an den Knöcheln / an den Unterschenkeln,
- einer raschen Gewichtszunahme oder
- Schwindel / Ohnmacht kommen.
Die Seltenheit und Komplexität der Erkrankung sowie die unspezifischen Symptome sind eine Herausforderung für die Diagnosestellung und das therapeutische Konzept. Daher ist eine umfangreiche Diagnostik nötig, um die Diagnose eines Lungenhochdrucks zu sichern, und um eine korrekte Zuordnung der Erkrankungsursache vornehmen zu können. Zu den etablierten Basisuntersuchungen zur Abklärung des Lungenhochdrucks zählen das EKG, die Ultraschalluntersuchung des Herzens, die Lungenfunktion, die Blutgasanalyse sowie eine Blutabnahme. Gegebenenfalls werden auch Belastungsuntersuchungen durchgeführt (6-Minuten-Gehtest, Spiroergometrie). Wird der Verdacht auf einen Lungenhochdruck erhärtet, schließen sich erweiterte bildgebende Verfahren der Lunge (Szintigraphie, CT-Thorax, in speziellen Fällen ein Kardio-MRT) sowie eine Herzkatheteruntersuchung an.
Ein interdisziplinäres Team verschiedener Fachrichtungen ist notwendig, um dieses facettenreiche Krankheitsbild sorgfältig zu diagnostizieren und zu klassifizieren, sowie eine optimale individuelle Therapiestrategie zu planen. Die Diagnostik und Therapie der pulmonalen Hypertonie im HDZ NRW erfolgt im interdisziplinären Verbund aller beteiligten Fachrichtungen und ist ein integrativer Teil unseres Zentrums für Herzinsuffizienz.
Langjährige Erfahrung
Unsere langjährige Erfahrung mit diesem komplexen Krankheitsbild bieten unseren Patienten eine konstante Betreuung unter einem Dach, mit kurzen Kommunikationswegen an. Dank unseres Herztransplantationsprogramm können wir besonders im Bereich der Linksherzerkrankungen eine ausgeprägte Erfahrung im Bereich des Lungenhochdrucks bei fortgeschrittener Herzschwäche („terminaler Herzinsuffizienz“) vorweisen und der Prävention eines potenziell damit verbundenen Rechtsherzversagens. Ebenso sind wir im Bereich der Forschung aktiv und nehmen auchr an multizentrischen klinischen Studien im Bereich des Lungenhochdrucks teil.
Ansprechpartner Lungenhochdruck
Dr. med. Daniel Dumitrescu
Oberarzt
Zentrum für Herzinsuffizienz
Schwerpunkt: Pulmonale Hypertonie
Stellv. ärztliche Leitung IFAT
Schwerpunkt: Herzinsuffizienz
mehrTel.: 05731 97-1276
Fax.: 05731 97-1286
E-Mail.: ddumitrescu@hdz-nrw.de