Bad Oeynhausen,
Mit Herausforderungen und Perspektiven der Kinderherzmedizin befassten sich am vergangenen Wochenende rund 40 ausgewiesene Kinderherzspezialisten, die Prof. Univ. (assoc.) Dr. Eugen Sandica und Prof. Dr. Stephan Schubert im Rahmen des jährlichen Treffens der Arbeitsgemeinschaft für Chirurgie angeborener Herzfehler und Kinderherzchirurgie der Fachgesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) in das Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, eingeladen hatten. Die beiden Klinikdirektoren der Kinderherzchirurgie und Kinderkardiologie leiten gemeinsam das Zentrum für angeborene Herzfehler am HDZ NRW.
Gastredner Professor Dr. Gerardus Bennink, Bereichsleiter der Kinderherzchirurgie an der Universitätsklinik Köln, fasste eingangs die komplexen Fragestellungen, denen Chirurgen, Kardiologen und weitere an der Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern beteiligten Fachbereiche täglich begegnen, in einem Übersichtsreferat zusammen. Beispielhaft dazu stellten Professor Schubert und Professor Sandica die Implementierung der dreidimensionalen Bildgebung in die Therapie der angeborenen Herzfehler am HDZ NRW sowie die Versorgung und Langzeitbetreuung von Patienten vor, die von Geburt an nur eine funktionsfähige Herzkammer besitzen.
Internationale Langzeit-Verlaufsstudien belegen, dass dank Einführung der sogenannten Fontan-Operation vor über 50 Jahren und ihrer im Laufe der Zeit entwickelten operativen Varianten für Einkammer-Herzkinder heute eine akzeptable Überlebensperspektive geschaffen werden kann. „Die Herausforderungen heute liegen in deutlichen Beeinträchtigungen, die meist in höherem Lebensalter auftreten,“ erläutert Professor Sandica. „Erfahrungsgemäß kann die hilfsweise operativ geschaffene Herz-Kreislauf-Situation zwar zunächst eine über Jahre stabile Pumpfunktion des Herzens erreichen. Einer dauerhaften Beanspruchung bei zunehmendem Körpergewicht und Lebensalter hält sie allerdings - je Komplexität und möglichen individuellen Risiken - in vielen Fällen nicht stand,“ erläutert Professor Sandica. Zwar liege die Überlebensrate zehn Jahre nach der Operation bei etwa 95 Prozent der Betroffenen, mit zunehmender körperlicher Entwicklung nähmen aber auch Beeinträchtigungen der Lebensqualität bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen zu, so dass eine weitergehende chirurgische Therapie notwendig werden kann. Als eines von wenigen Zentren europaweit verfügt das HDZ NRW über eine ausgewiesene Expertise in der Behandlung von Fontan-Patienten. Für einige von ihnen bleibe allerdings die Herztransplantation die einzige, lebensrettende Therapiemöglichkeit.
Die Oberärzte Dr. Lotfi Ben Mime (Kinderherzchirurgie) und PD Dr. Kai Thorsten Laser, Leitender Oberarzt der Kinderkardiologie, stellten moderne medizintechnische Lösungen vor, die im HDZ NRW eingesetzt werden, um Therapien und mögliche Komplikationen individuell bestmöglich planen und damit behandeln zu können. Dr. Ben Mime nutzt VR-Simulationstechniken (VR = Virtual Reality) und künstliche Intelligenz, um sich auf komplexe herzchirurgische Eingriffe vorzubereiten und eine auf die Anatomie des einzelnen Patienten zugeschnittene Lösung zu finden, die die bestmögliche Therapie für den Patienten darstellt. PD Dr. Laser setzt innovative Technik der Echtzeit-3D-Echokardiographie nach Validierung und Publikation von Referenzwerten als einer der ersten bei Kindern im klinischen Alltag ein, um die Notwendigkeit interventioneller und operativer Eingriffe noch besser zu definieren. Zusätzlich konnte in dem Vortrag von Prof. Schubert bereits die Echtzeitintegration der 3D-Verfahren mittels MRT, CT und TEE zur Begleitung der Therapie mittels 4D-Echokardiographie und Holographie im Rahmen aktueller Fälle demonstriert werden. Allen Bereichen wird auch zukünftig am HDZ NRW verstärkt Aufmerksamkeit gewidmet, entsprechende Projekte werden wissenschaftlich begleitet.
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