Bad Oeynhausen,
Expertenvortrag am Tag der Ethik im Herz- und Diabeteszentrum NRW, Bad Oeynhausen
Implantierbare Defibrillatoren, sogenannte ICD-Systeme, stellen für Mediziner bei der Versorgung von Patienten am Lebensende große ethische Probleme dar. Aus diesem Grund hat sich das Klinische Ethik-Komitee des Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, unter dem Vorsitz von Antje Freitag (Klinikseelsorge) und Prof. Dr. Vera von Dossow (Leitung der Anästhesiologie) in diesem Jahr eingehend mit der Thematik auseinandergesetzt. „Wir stehen vor dem Dilemma, dass die Gerätetherapie bei weit fortgeschrittener Herzinsuffizienz zwar deutlich zugenommen hat, es aber keine Empfehlungen zur Beendigung der ICD-Therapie gibt“, erläutert Antje Freitag anlässlich der Veranstaltung „Tag der Ethik“, die Anfang November im HDZ NRW stattfand.
Laut einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie liegen in 68 Prozent von über 200 befragten Kliniken keine Leitlinen zum Thema vor. In nahezu 80 Prozent der Fälle wird eine Deaktivierung erst in der allerletzten Lebensphase angesprochen. Und nur ein Viertel aller Patienten wird bei der Aufklärung zur Implantation auf die Möglichkeit angesprochen, das Gerät abzuschalten.
Zu einer eingehenden Beurteilung und Diskussion hatte das Klinische Ethik-Komitee des HDZ NRW den Internisten Prof. Dr. Bernd Alt-Epping, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, als Gastreferenten eingeladen. Alt-Epping stellte die ethischen Probleme dar, vor die eine Deaktivierung Mediziner und Patienten mit ihren Angehörigen stellt.
„Dass die Schocksalven eines Defibrillators in der Sterbephase sowohl dem ärztlichen Ethos zur Begleitung von Sterbenden als auch dem Willen der Patienten widersprechen, darüber besteht ein weitreichender Konsens“, stellte er fest. Weil ein ICD jedoch weitere Funktionen vorhalte, sei in jedem Einzelfall eine kardiologische Expertise erforderlich. Denn: „Das Gerät zu deaktivieren, kann andererseits auch zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustands führen.“
Oberarzt Prof. Dr. Lothar Faber, Kardiologe im HDZ NRW, der die anschließende Diskussion leitete, fasste abschließend zusammen, dass Standards und Normen den Beteiligten dabei helfen können, eine persönliche ethische Position zu finden, um Unsicherheiten im klinischen Alltag zu vermeiden. Die Teilnehmer vereinbarten, ihre klinischen Erfahrungen innerhalb des Ethik-Komitees regelmäßig zu konsentieren und entsprechende Empfehlungen bei Informationen für Patienten und Ärzte zu berücksichtigen.
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