Bad Oeynhausen,
Wo liegt der Unterschied zwischen einem Hobbysportler und einem Athleten? Wenn am 2. September am Godelheimer See der 1. Weserbergland Triathlon mit 300 Teilnehmern startet, werden die Zuschauer an der Strecke die Antwort womöglich herausfinden. Die Sportler wahrscheinlich auch. Die bereits ausgebuchte Mehrkampf-Veranstaltung in Höxter, bei der nacheinander 700 Meter Schwimmen, 20,5 Kilometer Radfahren und ein 5-Kilometer-Lauf absolviert werden müssen, ist ein Leckerbissen für Sportbegeisterte, die zum allerersten Mal in der Einzeldisziplin oder als Staffel bei einem Triathlon mitmachen möchten. Für Christoph Günther wird die Teilnahme in zweifacher Hinsicht ein Heimspiel werden: Er ist in Höxter geboren und hat soeben als Finalist beim IRONMAN Maastricht-Limburg seine bislang größte sportliche Herausforderung gemeistert.
Zum Vergleich: Beim Ironman in den Niederlanden stehen nicht 700 Meter, sondern 3,8 Kilometer Schwimmen auf dem Programm, bevor ein 180 Kilometer-Radrennen durch schwieriges Gelände und ein klassischer Marathon (42,2 Kilometer) als Königsdisziplin den Wettbewerb krönen, der auch als Ausscheidung für die Starterlaubnis beim berühmten Ironmain auf Hawaii ausgetragen wird.
Und dieses holländische Triathlon-Spektakel ist nun gerade nicht geeignet für ambitionierte Freizeitsportler, das zeigt ein Blick auf Günthers Trainingsprogramm. Zwölf bis 15 Wochenstunden sind fest eingeplant. Ein normaler Tag beginnt für den 45-jährigen Pfleger am Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, um 4.40 Uhr in der Frühe. Dann geht es allerdings nicht in den OP, sondern zum Schwimmen, anschließend aufs Rad. Um 11.45 Uhr beginnt sein Spätdienst in der Herzchirurgie an Europas größtem Herztransplantationszentrum. „Wenn ich Frühdienst habe, dann gehe ich nach der Arbeit am Nachmittag laufen“, sagt er. Das sei seit über sieben Jahren bei ihm zur Routine geworden. „Wenn ich mal nicht trainieren kann, dann fehlt mir was.“
Die verrückte Idee, den Langdistanz-Triathlon zu seiner Berufung zu machen, entstand aus einer Urlaubslaune. 2011 sah Christoph Günther den Athleten auf Lanzarote zu und beschloss: „Das wird mein Sport.“ Die 226 Tageskilometer hat er inzwischen in Hannover, in Köln, und nun eben erst am 5. August bereits zum dritten Mal in Maastricht absolviert. „Hier in der ältesten Stadt der Niederlande zu starten, mit mehr als 1.200 Teilnehmern, hochprofessionell veranstaltet auf einer nicht einfachen Strecke, Schwimmen in der Maas, mit dem Rad durch verwinkelte Gassen, zahlreichen Zuschauern unterwegs und dem Einlauf am Rathaus – das ist einfach einmalig“, fasst Günther seine Eindrücke zusammen. In zehn Stunden, 35 Minuten und 47 Sekunden landete er in der Gesamtwertung auf Platz 203 und einem beachtlichen 30. Platz in seiner Altersklasse. An einem solchen Tag werden mal locker 12.000 Kalorien verbraucht.
Wie geht´s weiter? Der Ironman auf Hawaii reizt Günther nicht. „So eine Reise will organisiert sein, selbst wenn man es schaffen sollte, sich einen der begehrten Startplätze zu sichern. Angesichts der Kosten hört der Spaß dann aber doch auf.“ Im nächsten August will er wieder in Köln dabei sein, eine Zeit von unter zehn Stunden wäre da schon möglich. Voraussetzung dafür ist, dass die Gesundheit stimmt. Das Herz ist beim Langdistanz-Triathlon besonders belastet. „Aber grundsätzlich sollte jeder, der regelmäßig Sport treibt oder ein Training nach längerer Pause wieder aufnehmen will, sich dafür vorab grünes Licht vom Arzt geben lassen“, rät Günther, der einen Ruhepuls von 40 Schlägen pro Minute hat. „Ein moderates Ausdauertraining ist eigentlich das Beste für die Gesundheit.“ Danach könne man auch nach und nach das Trainingspensum steigern. Die Ausrüstung für Höxter steht schon bereit. „Ich freue mich sehr darauf, in der alten Heimat zu starten und viele Freunde zu treffen, mit Eltern und Lebenspartnerin an der Strecke, die mich immer großartig unterstützen.“
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