Hintergrund
Pseudoxanthoma elasticum (PXE) ist eine genetisch bedingte, seltene Erkrankung des Bindegewebes. Bei PXE kommt es neben einem frühen Verlust der Hautelastizität zu einer progressiven Degeneration der Retina. Zudem ist eine frühzeitige Arteriosklerose der Gefäße zu beobachten, die sich insbesondere als periphere arterielle Verschlusskrankheit und symptomatisch als „Schaufensterkrankheit“ (Claudicatio intermittens) präsentiert. Pathobiochemisch ist PXE durch eine ektope Kalzifikation und Degeneration sowie Fibrosierung des elastischen Bindegewebes charakterisiert.
PXE wird autosomal-rezessiv durch Mutationen im ABCC6-Gen vererbt, das für einen ATP-Bindungskassettentransporter der Subfamilie C (ABCC) kodiert. Die physiologische Funktion sowie das potentielle Substrat des Transporters sind bislang noch unbekannt. Mittlerweile wurden durch andere und die Arbeitsgruppe am HDZ NRW mehr als 450 verschiedene Mutationen in ABCC6 beschrieben. Mutationen im ABCC6-Gen können auch zur Generalisierten infantilen Arterienkalzifikation (GACI), ein extrem seltenes Krankheitsbild, führen.
Auch eine digene Ursache wurde in Einzelfällen beschrieben (Hendig et al., 2013), nämlich eine zusätzliche Mutation im GGCX-Gen (γ-Glutamatcarboxylase), im VKORC1-Gen (Untereinheit 1 des Vitamin-K Epoxid-Reduktase Komplexes), oder dem ENPP1-Gen (Ektonukleotid-Pyrophosphatase/Phosphodiesterase 1).
Es gibt noch keine kausale Therapie für PXE. Die Veränderungen im Augenhintergrund können durch eine Therapie mit Antikörpern gegen einen vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor verlangsamt werden, auch eine Therapie mit Statinen im Bezug auf die Veränderungen in den Gefäßen wird derzeit diskutiert. Um die Diagnose zu sichern und ggf. eine Therapie zu planen, ist eine molekulargenetische Untersuchung des ABCC6-Gens erforderlich.
Untersuchungsauftrag
Eine diagnostische genetische Untersuchung des PXE kann von jedem behandelnden Arzt beauftragt werden. Sie belastet das Praxisbudget nicht und benötigt etwa 2-3 Wochen.
Erforderlich für die Beauftragung sind die Einwilligungserklärung, ein beschriftetes EDTA-Blutröhrchen und bei gesetzlich Versicherten der Überweisungsschein Nr. 10. Für privat versicherte Patienten wird vorab ein Kostenplan zur Genehmigung durch die private Krankenversicherung erstellt.
Untersuchungsumfang
- Einzeluntersuchung des ABCC6-Gens
- Gegebenenfalls Kopienzahlbestimmung mittels MLPA
- Gegebenenfalls Einzeluntersuchung weiterer Gene, u.a. ENPP1
Zusatzinformationen
- Hendig, D., Knabbe, C., Götting, C. New insights into the pathogenesis of pseudoxanthoma elasticum and related soft tissue calcification disorders by identifying genetic interactions and modifiers. Front. Genet. 4: 114, 2013.
- Tiemann, J., Lindenkamp, C., Plümers, R., Faust, I., Knabbe, C., Hendig, D. Statins as a Therapeutic Approach for the Treatment of Pseudoxanthoma Elasticum Patients: Evaluation of the Spectrum Efficacy of Atorvastatin In Vitro. Cells: 10(2):442, 2021.
- Selbsthilfegruppe für PXE-Erkrankte Deutschlands e.V.
- Genetik-Datenbank OMIM: „Pseudoxanthoma elasticum“
- Datenbank des Berufsverbands deutscher Humangenetiker e.V, HGQN
Kontakt
Dr. rer. nat. Martin Farr
Medizinisches Versorgungszentrum HDZ NRW
Georgstr. 11, D-32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731-97 1391, kardiogenetik@hdz-nrw.de
Dr. rer. nat. Doris Hendig
Medizinisches Versorgungszentrum HDZ NRW
Georgstr. 11, D-32545 Bad Oeynhausen
Tel. 05731-97 1391, kardiogenetik@hdz-nrw.de